Emsdettener Kunstverein e.V.

Konrad Hummel

Trag-odia

21. Mai 2017 – 18. Juni 2017

Der Emsdettener Kunstverein zeigt vom 21. Mai 2017 – 18. Juni 2017 die Ausstellung „Trag-odia“ mit Arbeiten des Künstlers Konrad Hummel.

Der Maler Konrad Hummel, 1955 in Göppingen geboren, nennt seine Ausstellung im Emsdettener Kunstverein „Trag-odia“. Er hat mit diesem Begriff die Tragödie der griechischen Antike im Auge. Sie bedeutet im wortwörtlichen Sinn „Bocksgesang“, hat sie sich doch aus dem von Gesängen begleiteten Kult um den Gott Dionysos entwickelt. Diese Herkunft der Tragödie aus dem Geist der Musik interessiert den Künstler.

Schaut man auf die drei im Kunstverein versammelten Werkserien, fällt auf, dass auch die Bilder von „Fuge“ und „Rondo martiale“ sich in ihren Benennungen an musikalischen Termini orientieren. Sie alle machen indes keineswegs den Versuch, musikalisches Geschehen in malerisches umzusetzen. Eher ist die Musik als abstrakteste aller Künste für Hummel eine Metapher, um die spirituelle Dimension seiner Malerei zu prononcieren.

Hummels Werke stehen in der Tradition des abstrakten Expressionismus. Das heißt aber nicht, dass seine Bilder einer nicht aufzulösenden inhaltlichen Hermetik unterworfen wären. Sondern wie die Musik beim Hören in uns Gefühle und Vorstellungen freisetzt, so geht es uns ganz ähnlich bei der Betrachtung der Farben und Formen in Hummels Bildern, auch wenn sie auf den ersten Blick fremd und wirklichkeitsfern erscheinen mögen.

Der Maler erfasst Mensch und Welt mit zugleich großer Achtsamkeit und hoher Empfindsamkeit. Er sieht nicht allein mit den Augen, sondern ebenso mit seinem Herz und seinem Verstand. Dabei wandern die Bilder von Außen nach Innen und wieder nach Außen. Auf der Leinwand angekommen, geben sie, wie Paul Klee es so unnachahmlich formuliert hat, nicht das Sichtbare wieder, sondern machen sichtbar.

Auf diesem Wege thematisiert Hummels einhundert Bilder umfassende Werkserie der „Trag-odia“, 2015 und 2016 entstanden, von der in Emsdetten nur ein kleiner Teil gezeigt werden kann, das Drama der menschlichen Existenz. Oft in quasi autobiografischer Engführung. Sie wird bestimmt von Zweifeln und Sinnkrisen und vom Wissen um den eigenen Tod. Schon in Alberts Camus` „Caligula“ lesen wir: „Die Menschen sterben, und sie sind nicht glücklich.“ Der Tod ist der ultimative Stein des Anstoßes für eine Theorie des Absurden. Aber er ist auch der Auslöser für Konrad Hummel, malend über sich und das Leben nachzudenken.

Schon die griechischen Denker wussten wie später auch Michel de Montaigne: „Philosophieren heißt Sterben lernen.“ Erst dieser Gedanke macht den Menschen wahrhaft frei. Hummels in einem solchen Bewusstsein entstandene Zeichnungen der „Trag-odia“ sind zwar vom Mehltau der Melancholie überzogen, doch in den großen Leinwandwerken der „Fuge“ (2011-13), insgesamt 200 Bilder, hellt sich der Ton immer wieder auf. Ganz in Sinne ihrer musikalischen Mehrstimmigkeit mischt sich unter das wiederkehrende Grau der Ölmalerei hoffnungsvolles Blau. Hell und Dunkel, die in der Kunst Hummels symbolhaft menschliche Existenz ausleuchten, halten sich in ihnen zunehmend die Waage.

Die farbigen Akzente, Zeugen eines erwachenden élan vital, sind noch stärker ausgeprägt im Triptychon „Rondo martiale“, dessen Titel beredtes Zeugnis marsartiger Kraft ablegt. Doch kann all dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Melancholie wie ein Basso continuo durch das gesamte Werk von Konrad Hummels zieht. Die Räume in seinen Bildern sind aus den Fugen, die Menschen voneinander getrennt; die Zeit ist bleiern und das Leben, mit Thomas Bernhard zu sprechen, „einfach kompliziert“. Trotzdem herrscht in ihnen keine verzweiflungsvolle, sondern eine eher kämpferische Melancholie wie in Albrecht Dürers Holzschnitt „Melencolia I“ aus dem Jahre 1415 mit seinem ebenso nachdenklichen wie wehrhaften Engel als Protagonisten.

Daher: Weil Formen und Farben in den Bildern von Konrad Hummels sich in so vollkommener Stimmigkeit und Harmonie ihrer elegischen Weltbetrachtung widmen, fühlen wir uns bei ihrer Betrachtung an das schöne Wort von Samuel Beckett erinnert: „Scheitern, wieder scheitern, besser scheitern.“ Oder vielleicht auch nur an die nicht weniger schöne und widerständige Punk-Devise: „Du hast keine Chance, aber nutze sie.“


Vernissage am Sonntag, 21. Mai 2017 um 11.30 Uhr. Michael Stoeber wird einführende Worte zu den Arbeiten sprechen.

Die Ausstellung kann in der Zeit vom 21. Mai 2017 – 18. Juni 2017 immer donnerstags und freitags von 16.00 bis 20.00 Uhr, samstags von 15.00 bis 18.00 Uhr und sonntags von 11.00 bis 18.00 Uhr in der Galerie Münsterland besichtigt werden.